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Channel: Kommentare zu: Was darf Werbung?
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Von: Mirko Lange

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Hallo Hakan, ich finde den Beitrag sehr gut geschrieben, aber ich verstehe nicht ganz, was Du sagen willst. Vielleicht haben wir aber einfach auch nur eine andere Perspektive auf die Kriterien, wie man die Aktion beurteilt.

Es ist ja nicht nur der Vorwurf, dass JvM für Unternehmen arbeitet, die (angeblich) moralisch zweifelhaft sind. Da hast Du Recht, das könnte dann auch für andere Unternehmen gelten. Wobei sich ein amoralisches Verhalten ja nicht bereits daraus ergibt, dass gegen ein Unternehmen Vorwürfe erhoben werden, wie im Fall von Coca Cola oder selbst Nestlé.

Aus meiner Sicht gibt es noch einen dritten Grund, und den halte ich für den entscheidenden. Und den würde ich mal als “Verletzung jeglicher Empathie” bezeichnen. Ich behaupt nämlich, weder Sixt noch JvM hatten irgendwelche politischen Motive. Wenn dem mal so gewesen wäre, dann hätte ich das ja noch verstehen können. Aber sie nutzen eine politische Bühne für total profane – und deswegen lächerlich machende – Motive. Billig und Geld verdienen. Und das steht einfach in krassem Widerspruch zu dem, was der eigentliche Kontext in Gorleben ist. Das ist unverschämt und genau das, wofür Unternehmen im Web “auf die Fresse kriegen” – zu Recht. Und sie kalkulieren mit ein, dass manche laut johlen, vor allem die, welche die Atomkraft-Gegner bescheuert finden.

Da sind Menschen in Gorleben, Sixt geht hin und verarscht die, und alle finden es lustig. Wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe: Das ist so, als ob der Schulrüpel auf dem Schulhof eine dicke Ausländerin verprügelt, die bei vielen anderen nicht beliebt ist. Und dafür will der Rüpel sich den Applaus abholen. Und die anderen gehen dann tatsächlich her und klopfen dem Rüpel auf die Schulter: Und sagen: Boah ey, du traust dich was!

DAS ist wirklich verwerflich. Werbung auf Kosten von Menschen ist verwerflich. Und noch viel schlimmer sind in meinem Augen die, die dem Applaus zollen. Ich sehe da eine klare Parallele zu Sarrazin. Beide (Sixt und Sarrazin) greifen Menschen an und beleidigen sie. Weder das Buch noch Sarrazin noch die Aktion von JvM/Sixt haben wirklich irgendeine Bedeutung oder Relevanz. Aber dadurch dass viele Applaus spenden wird es zum üblen Thema. Und noch schlimmer ist dann die Selbstherrlichkeit (sowohl bei Sixt wie bei Sarrazin), mit der sich die Leute selber feiern.

Ich persönlich hoffe, dass Unternehmen verstehen, dass RESPEKT vor den Menschen ein Schlüssl zum Erfolg ist. Wie auch Stuttgart 21 zeigt: Menschen wollen in ihren Ängsten ernst genommen werden. Ich sehe es fast als Bürgerpflicht, sich dafür einzusetzen. Und gegen die “Johler” vorzugehen, weil die nur andere Unternehmen ermuntern können, es auch mal mit der “Menschen-Verarschungs-Masche” zu probieren.


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